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Am Beispiel Großbritanien: Mehrheitswahlrecht

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  1. Autor dieses Themas

    wpl

    wpl hat kostenlosen Webspace.

    Am Beispiel der Wahl in Großbritannien 2010 kann man sehen, dass ein Mehrheitswahlrecht nicht notwendig zu einer klaren Mehrheit führt - und somit ist das wichtigste Argument pro Mehrheitswahlrecht wohl hinfällig geworden.

    Allerdings überwiegen die Nachteile doch eindeutig - das Mehrheitswahlrecht führt zu gewaltigen Unterschieden in der Wirkung einer Wählerstimme.

    Auf der Homepage der BBC ist eine sehr schöne Präsentation der Ergebnisse, die ständig aktualisiert wird.

    Im Moment, in dem ich diesen Beitrag verfasse, sind erst 648 von 650 Wahlkreisen ausgezählt , es können sich also noch geringfügige Änderungen ergeben (in einem Wahlkreis wird am 27.Mai nachgewählt, da während des Wahlkampfs ein Kandidat verstorben war und erst neu bestimmt werden musste).

    Die derzeitigen Ergebnisse sind wie folgt:

    Conservative 305 Sitze, 10 681 417 Stimmen, 36.1%
    Labour 258 Sitze, 8 601 441 Stimmen, 29.1%
    Liberale 57 Sitze, 6 805 665 Stimmen, 23.0%

    Das bedeutet, wenn man umrechnet, dass die Liberalen pro Sitz 6 805 665/57=119398 Stimmen erringen mussten, während die Konservativen schon für 35021 Stimmen einen Sitz bekam und Labour sogar schon für 33339 Stimmen.

    Mit anderen Worten: Die Liberalen brauchten mehr als dreimal soviele Stimmen für einen Sitz wie die beiden etwas größeren Parteien. Und das Paradoxe ist, dass diese Partei 1 Prozentpunkt Wählerstimmen gewonnen und 5 Sitze verloren hat.

    Allerdings bedeutet das ganze nicht unbedingt, je kleiner die Gesamtstimmenzahl, desto größer die erforderliche Stimmenzahl pro Sitz. Kleine Parteien, die regional besonders stark sind oder ausschließlich in einigen wenigen Wahlkreisen antreten und dort außerordentlich stark sind, können von diesem Mehrheitswahlsystem sogar profitieren.

    Als Beispiel hat die Unionist Party, die nur in Nordirland antritt, mit 168216 Stimmen insgesamt 8 Sitze errungen, und das sind nur 21027 Stimmen pro Sitz (also noch weniger, als die beiden großen Parteien erringen mussten). Die beiden übrigen Regionalparteien (Schottische Nationalisten in Schottland und Plaid Cymru in Wales) mussten allerdings, wenn auch nicht so extrem ausgeprägt wie bei den Liberalen, auch mehr Stimmen pro Sitz erringen als die beiden Großen (81898 Stimmen pro Sitz bei den Schottischen Nat. und 55131 bei der Plaid Cymru).

    Fazit: Angesichts solcher Ergebnisse bin ich mit unserem proportionalen System (trotzdem auch mit Wahlkreisen) zufrieden, dieses kann nicht zu solch extremen Unterschieden in der Wirkung von Wählerstimmen führen - und es wird ja bei der nächsten Bundestagswahl noch verbessert (Überhangmandate werden unwahrscheinlicher oder werden evtl.ausgeglichen werden, genau hat man sich ja noch nicht festgelegt)

    Auch ist es zumindest prinzipiell mit unserem Wahlsystem möglich, dass unabhängige Kandidaten den Einzug ins Parlament schaffen können (wenn dies bisher auch noch nicht passiert ist) - nicht nur in Nordirland, wo mit Sylvia Hermon eine unabhängige Kandidatin den Wahlkreis Down North gewonnen hat, und das sogar mit über 60 Prozent!



    Beitrag zuletzt geändert: 7.5.2010 17:27:35 von wpl
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  3. k****o

    Das Wahlsystem in Deutschland ist (wenn man mal den Quark mit den Überhangmandeten weglässt) extrem einfach - fast ein Mann eine Stimme. In anderen Länder, wie GB oder den vereinigten Staaten ist das nicht ganz so, im Gegenteil da muss man sich wirklich gut informieren um da richtig durchzublicken. Aus diesem Grund ist das Deutsche System wirklich vorzuziehen.

    Aber, da nach der Wahl eben auch wichtig ist was hinten rauskommt darf man die Nachteil des Deutschen Systems nicht unter den Tisch fallen lassen. Koalitionen sind leider ebenso undemokratisch. Parteien müssen bei den Verhandlungen eine gemeinsame Basis finden und können sich deshalb nicht an ihre Wahlversprechen halten d.h. die ganzen Wahlprogramme die vorher verteilt wurden sind im Grunde nur nur als Toilettenpapier zu gebrauchen. Und man kann es den Parteien ja nicht vorwerfen, da ja im Grunde im Vorneherein klar ist, dass sie sich nicht an das halten können was sie versprechen.
    Leider kann man ihnen das dann auch nicht vorwerfen nachdem die Wahl um ist, und da sie das Wissen versprechen sie Dir das blaue vom Himmel.

    Obama zum Beispiel kann man sehr wohl an seinen Versprechen festnageln (Abzug im Irak, schließung Guantanamo, Großer Beitrag zu Klimaschutz) und wenn er das Ruder nicht rumreißt kommt er auch kein zweites Mal ins weiße Haus. Einen Westerwelle kann man nicht an 34 Milliarden Steuerentlastung festnageln, weil vom vornherein klar war, dass das nichts wird.
  4. Das reine Mehrheitswahlrecht in GB ist aus meiner Sicht sehr ungerech, da eie Partei im Land die meisten Stimmen erhalten haben kann, aber trozdem nich die meisten Sitze bekommt. Damit regiert also im Extremfall eie Partei die bei zwei Parteien im Parlament, nich von der Mehrheit gewählt wurde. das ist nich sehr demokratisch.
  5. Nun ja, wer erinnert sich noch daran wie der Herr G.W. Bush seine erste Präsidentschaft gewann?
    Es kommt auch in den USA nicht auf den einzelnen Wähler an, ähnlich wie in England wählt man hier sogenannte Wahlmänner, keine Bezirke, aber die einzelnen Wahlbezirke sind unterschiedlich dicht bevölkert und so kann ein Mann mit weniger Wählern tatsächlich Präsident werden, da er die Mehrheit an Wahlmännerstimmen hatte.
    Cia. Ludwig
  6. k****o

    Es gibt nun einmal wenige Staaten in der wirklich das Motto: ein Mann (oder eine Frau) - eine Stimme gilt. Auch in Deutschland ist das nicht ganz so, wenn man sich die Direktmandatproblematik ansieht oder die Wahl des Bundespräsidenten (hier stellen Parteien eine Person auf über die das Volk nicht abstimmen kann und es wählen Parteien diese Personen).

    Volksabstimmungen sind vielleicht die einzig wirklich faire Möglichkeit, dass jede Stimme gezählt wird - und hier hat uns sie Schweiz gelehrt, dass auch dies seine schwächen hat.
  7. :stupid:
    lol, das erinnert mich an die Volksabstimmung zur Raketenstationierung.
    Waren damals nun 91 oder 92% dagegen?
    Nun ja, wir haben immer noch zehn abschussbereite US Trägerraketen in unseren Bunkern stehen.
    Demokratie. War da nicht etwas von einer Mehrheit die bestimmen sollte?
    ciao
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