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Wenig bekannte "Weltmusik" - Kyrgyzstan

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  1. Autor dieses Themas

    wpl

    wpl hat kostenlosen Webspace.

    Ich möchte hier einmal die Aufmerksamkeit auf hierzulande wenig bekannte Musik lenken.
    Musik aus Kyrgyzstan (in Deutscher Orthographie Kirgisstan) sei hier als Beispiel genommen.

    Kyrgyzstan liegt südlich von Kasachstan und grenzt an Tajikistan, Usbekistan und China. Umso überraschter ist man, dass sich die Musik völlig anders anhört, als man angesichts der geographischen Lage eigentlich erwarten würde, nämlich überhaupt nicht „orientalisch“.

    Bei youtube habe ich einige Videos mit traditionellen (oder an die Tradition angelehnten) Stücken gefunden, die es meiner Meinung nach unbedingt wert sind, hier vorgestellt zu werden – auf Pop-Musik-Videos verzichte ich, da diese großenteils genauso Massenware sind wie hierzulande.

    Was mich an dieser Musik am meisten beeindruckt, ist die enorme Virtuosität.

    1. Erke sary . (wörtl. Übersetzt: Die launische (eigentlich eher: kapriziöse) Schwester:
    Die Musikerin gehört meines Wissens dem Ensemble Kambarkan an, der Musiker dem Ensemble Ordo Sakhna.
    Komposition von Ruzlan Jumbaev (Performer von 2.) für Komuz-Duo. Die Komuz ist das wichtigste Instrument der kirgisischen Musik. Was bei der kirgisischen Musik immer überrascht, sind die häufig eingestreuten Rhythmus- und Taktwechsel, die für uns doch sehr ungewohnt sind.

    2. Kara Özgöy („impudent one“) – so heißt meines Wissens dieses Stück
    Komponist: Niyzaali Boroshev
    Charakteristisch für diese Stücke ist es, dass die Virtuosen beim Spiel auch Handgesten verwenden und das Instrument bisweilen plötzlich kopfüber halten und überhaupt zwischenzeitlich „unorthodox“ spielen.

    3. Mash Botoj (Das Pferderennen)
    Komponist: Atai Ogonbaev (1900-1949)
    Performerin: Dilshat Kangeldieva (Mitglied von Kambarkan)

    4. „Fliegende Hand“
    meines Wissens heißt dieses Stück „Aktakak Koktamak“ und ist von Atai Ogonbaev.
    Performerin: Umetbaeva Kalyiman (aus anderen youtube-Files von mir gefolgert), eine kirgisische Studentin, die in Japan lebt.
    Interessant ist es zu beobachten, dass gegen Ende des Stücks die Komuz einige Sekunden lang nur mit einer Hand gespielt wird, während die andere Hand „durch die Luft fliegt“

    5. Beispiel für einen „Akyn“
    Der Künstler arbeitet u.a. mit dem Ensemble „Tengir Too“ zusammen

    6. Stück für Maultrommel
    Interessant: der 2. Teil der Performance ist mit einer jigatch komuz („Holzinstrument“) hölzernen Maultrommel – eine Spezialität der kirgisischen Musik.

    7. Stück für 3 Maultrommeln (2 temir komuz, 1 jigatch komuz)
    Jangylyk
    Zu hören ist hier eine Komposition von Nurlanbek Nyshanov. Er spielt hier gemeinsam mit zwei Mitgliedern des Ensembles Tengit Too, das er auch leitet. (Das eigentliche Video hat zugegebenermaßen überhaupt nichts mit der Musik zu tun.

    8. Kirgizstans bekannteste Sängerin
    Salamat Sadykova
    Lied: Alymkan

    9. Beispiel für Kyl Kiyak
    Ein besseres Video eines Stückes für Kyl Kiyak (die kirgisische Form der Geige) habe ich leider nicht auf youtube gefunden. Die Kyl-Kiyak hat etwa die Tonlage unserer Viola, hat aber einen sehr eigenartig durchdringenden Ton, der sich vom Klang europäischer Geigen stark unterscheidet. Sehr ähnlich ist übrigens die kasachische Kyl Kobyz, die hier aber nicht Thema sein soll.

    10. Ensemblestück
    Zum Abschluss noch ein Beispiel für Musik eines größeren Ensembles (ich weiß aber nicht, welches) – durchkomponierte Orchestermusik ist eine eher neue Entwicklung, traditionell ist kirgisische Musik eher Solo-Musik

    Soweit fürs erste die kleine Auswahl von youtube-Videos. Ich hoffe, ich habe damit beim einen oder anderen ein bisschen Interesse geweckt. Es gibt auch einige Files zum Herunterladen, da ich aber nicht weiß, inwieweit diese Downloads auch legal sind, sehe ich davon ab, hier Links drauf zu setzen.

    Zum Abschluss noch ein Link zu einem Ensemble:

    ordo sakhna (auch mit Musikbeispielen)
    (Links zu „Tengir Too“ und „Kambarkan“, zwei anderen Ensembles, habe ich leider nicht gefunden)

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  3. Das ist schon interessante ziemlich vitale Musik.
    Wie die mit ihren Instrumenten umgehen, sieht manchmal aus, als wenn Hendrix rasch Freunde gefunden hätte.
    Manches erinnert auch an Flamenco oder südamerikanische welt-Musik.
    Lustig dass es da immer wieder so etwas zu entdecken gibt.
    gruß
    sf-media
  4. Autor dieses Themas

    wpl

    wpl hat kostenlosen Webspace.

    sf-media schrieb:
    ...
    Wie die mit ihren Instrumenten umgehen, sieht manchmal aus, als wenn Hendrix rasch Freunde gefunden hätte.

    Witzigerweise gibt es auch einen entsprechenden Kommentar, und zwar
    hier: Tengir Too - Kyrgyzstan - Central Asian Bardic Music (es ist übrigens wieder "Aktamak Koktamak) - allerdings ist diese Musizierweise durchaus traditionell und viel älter als Jimi Hendrix

    sf-media schrieb:
    Manches erinnert auch an Flamenco oder südamerikanische welt-Musik.

    Das ist das Erstaunliche, dass diese Musik irgendwie überhaupt nicht "asiatisch" wirkt.
    Vielleicht liegt es daran, dass die Kirgisen in die Gegend, wo sie jetzt siedeln, erst im frühen Mittelalter zugewandert sind - man sagt, dass sie usprünglich aus Sibirien stammen, so etwa das Gebiet, wo heute Khakassien liegt. (nicht verwechseln mit Tscherkessien, das liegt im Kaukasus) - die khakassische Musik unterscheidet sich übrigens ebenfalls stark von der Musik der Nachbarvölker, aber das gehört wohl in ein eigenes Thema.

    Einen Aspekt der kirgisischen Musik (der allerdings eher in die Richtung Literatur geht) habe ich noch vergessen - es handelt sich um den sogenannten "Manastschi". Hierzu habe ich einen Auszug eines Vortrags gefunden, und zwar Tengir Too Budapest 2003 Part 3 - im Rahmen einer Performance der Gruppe Tengir Too in Budapest.
    Dieser Vortrag ist ohne musikalische Begleitung (wie "klassisch" auch üblich), aber in der CD "Mountain Music of Kyrgysstan" gibt es auch einen Auszug mit musikalischer Untermalung.
    Manas ist das kirgisische Nationalepos, und die Rezitatoren dieses Monumentalwerks (20 mal so lang wiedie Odyssee!) heißen Manastschis. Der Vortrag ist teils gesprochen, teils aber auch gesungen.
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