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Der Baader Meinhof Komplex

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  1. Autor dieses Themas

    keingerede

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    „Wir sagen natürlich, die Bullen sind Schweine, wir sagen der Typ in Uniform ist ein Schwein, das ist kein Mensch, und so haben wir uns mit ihm auseinanderzusetzen. Das heißt, wir haben nicht mit ihm zu reden, und es ist falsch, überhaupt mit diesen Leuten zu reden, und natürlich kann geschossen werden.“

    Kann man einen Film oder ein Buch über die RAF machen, ohne zu polarisieren? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Auch der Film Der Baader Meinhof Komplex schafft es nicht, ein neutrales Bild der RAF zu zeichnen. Warum auch? Pöse Terroristen sind das. So sagen das zumindest die Macher der Filme. Ihr erklärtes Ziel: Die Taten der RAF als schlecht darstellen, den Mythos, der die RAF umschwebt, zerstören. Das mag verständlich sein, auch ich verurteile Gewalt als Mittel des politischen Kampfes, doch um ein Thema aufzuarbeiten bedarf es einer unparteiischen Betrachtung. Der gesunde Menschenverstand tut das Übrige. Ein Film, der jegliche Interpretation vorweg nimmt, das ist für mich nicht richtig. Das tun die Macher des Films. Leider. Kulissen, Kleidung, Frisuren und Dialoge wurden akribisch genau nachgebaut bzw. -gestellt. Umso mehr erstaunt es mich, dass der Suizid des verbliebenen „harten Kerns“ der ersten Generation, Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe, in der „Stammheimer Todesnacht“ als Tatsache dargestellt wird, sagt doch die einzige Überlebende dieses „kollektiven Selbstmords“, nämlich Irmgard Möller, die mit vier Stichen in der Herzgegend überlebte, dass, und dass ist keineswegs nur eine verschwörungstheoretische Spinnerei, ein Selbstmord für alle inhaftierten RAF-Mitglieder undenkbar war und dass, nicht wie im Film dargestellt, die Meldung, dass die Landshut von der GSG 9 gestürmt wurde nicht Grund des Todes der drei sei, da jene diese Meldung gar nicht mehr empfangen konnten. Nein, sie sagt, die drei wurden vom Staat ermordet und auch sie hätte sterben sollen. Aber wer glaubt einer Terroristin? Ob die Behauptung Möllers richtig oder falsch ist, kann ich nicht beurteilen, darum geht es mir auch nicht. Das Problem, dass ich habe, ist, dass der Film Unbelegtes als Fakt darstellt. Das macht aber schon das Buch, das dem Film als Vorlage diente (Der Baader-Meinhof-Komplex von Stefan Aust), welches von Irmgard Möller übrigens auch als unkorrekt und einseitig bezeichnet wird.

    Wie auch immer. Der Film ist der erste seiner Art. Er ist der erste Spielfilm, der versucht, die Aktionen der RAF und die Personen um dieselbe historisch detailgetrau nachzustellen. Und es gelingt. Dass der Schluss der ersten Generation einseitig dargestellt wird, ist mein einziger größerer Kritikpunkt. Der Rest des Films zeigt Szenen, die, wenn man sich die originalen Äquivalente dazu ansieht, fast identisch mit diesen sind. Ausnahmen bilden einige dramaturgische Änderungen, z.B. die Unterbrechung eines alten Sackes, während des Vietnamkongresses im Februar 1968, der im Film eine Rede Rudi Dutschkes unterbricht, eigentlich jedoch lediglich die Lesung eines Grußwortes aus Kuba unterbrach. Das sei akzeptiert. ;)

    Die schauspielerische Leistung ist großartig. Hört und sieht man Martina Gedeck als Ulrike Meinhof reden und sieht man sich dann Originalaufnahmen von Meinhof an, erschreckt einen direkt die Ähnlichkeit der Beiden in Sprache und Aussehen. Dasselbe gilt für das geniale Spiel von Moritz Bleibtreu als Andreas Baader, Johanna Wolakek als Gudrun Ensslin, Nadja Uhl als Brigitte Mohnhaupt, die quasi Kopien der Realpersonen sind. Über Niels Bruno Schmidt (Jan-Carl Raspe) und Stipe Erceg (Holger Meins) kann ich zu wenig sagen, die haben entschieden zu wenig Text und Auftritte, um einen Vergleich anzustellen. Rein äußerlich sind sie jedoch, wie auch alle anderen, unglaublich genau nachgestellt. Sebastian Blomberg übertrifft jedoch alle vorherig genannten, mit Ausnahme von Gedeck (Meinhof). Er spielt den Studentenführer Rudi Dutschke, wohlgemerkt kein Mitglied der RAF. Hier ein weiterer Kritikpunkt: Dass Dutschke Gewalt als politisches Mittel strikt abgelehnt hat, wird nicht erwähnt, vielmehr entsteht der Eindruck, dass er Sympathien gegenüber dem Kampf der RAF hat, so wird (etwas übertrieben) Dutschke am Grab von Holger Meins gezeigt, die Faust hebend – „Holger, der Kampf geht weiter!“. Dies hat wirklich stattgefunden, um die Bedeutung aber klarzustellen hier ein Zitat Dutschkes: „‚Holger, der Kampf geht weiter‘ – das heißt für mich, dass der Kampf der Ausgebeuteten und Beleidigten um ihre soziale Befreiung die alleinige Grundlage unseres politischen Handelns als revolutionäre Sozialisten und Kommunisten ausmacht. […] Die Ermordung eines antifaschistischen und sozialdemokratischen Kammer-Präsidenten ist aber als Mord in der reaktionären deutschen Tradition zu begreifen. Der Klassenkampf ist ein Lernprozess. Der Terror aber behindert jeden Lernprozess der Unterdrückten und Beleidigten.“
    Dies nur als kleiner Kritikpunkt.

    Was bleibt zu sagen? Der Film hinterlässt den bitteren Nachgeschmack des Terrorismus und erklärt uns suggestiv, dass sich durch Terrorismus rein gar nichts ändert, vielmehr kann kritisiert werden, und das sehe auch ich so, dass Vereine wie die RAF, die Bewegung 2. Juni und Co. erst den Polizeistaat schaffen, den sie so strikt bekämpfen wollen. Erst durch Bedrohungen wie die RAF eine war, sieht sich der Staat gezwungen „Anti-Terror-Maßnahmen“ zu schaffen, die letztendlich der Gesamtbevölkerung die Freiheit rauben.

    Ein weiterer positiver Aspekt im Film ist, dass die Beweggründe der RAF sehr anschaulich und verständlich ersichtlich werden. Die Vorgeschichte wird ausführlich geschildert, ohne den polizeilichen Mord an Benno Ohnesorg vom 2. Juni 1967 hätte es eine RAF womöglich niemals gegeben. Der Staat schafft die Bedingungen für den Terrorismus und nur der Staat hat die Möglichkeit, Terrorismus zu bekämpfen, und das nicht, in dem man Bundestrojaner, die Überwachung von öffentlichen Plätzen und andere Spezialitäten etabliert, die sich so manch ein hohes Tier (auch bekannt als Innenminister) einfallen lässt, sondern indem man die Ursachen erkennt und Bedingungen schafft, die für potenzielle Terroristen akzeptabel sind. Dazu fällt mir ein schönes Zitat ein: „Man kann die Blüte abschneiden, aber die Wurzel bleibt dabei erhalten“. Terrorismus entsteht nicht in einem Staat, in dem die Bürger das Gefühl haben, sie haben die Möglichkeiten, ihre Probleme ohne Gewalt zu lösen. Terrorismus entsteht, wenn Menschen in einem Staat ein Gefühl der Unterdrückung haben und keine Alternative zum gewalttätigen Kampf sehen. Einem Schäuble täte es gut daran, diese Tatsache zu erkennen.

    Der Film ist auf jeden Fall ein guter Weg, der Generation, die die RAF nicht mehr miterlebt hat, diese näher zu bringen. Er eignet sich dazu, einer breiten Masse die Geschichte einer Terrororganisation näherzubringen, die, obwohl sie erst 1998 aufgelöst wurde, im jüngeren Umfeld gar nicht bekannt ist, ohne jedoch den Anspruch eines qualitätsvollen Films zu verlieren.

    8.7/10 Punkte von mir.

    Beitrag geändert: 3.10.2008 0:26:44 von keingerede
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  3. davidmuc

    Co-Admin Kostenloser Webspace von davidmuc

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    Wow, hab den Film noch nicht gesehen, aber darf ich dich trotzdem zum offiziellen Lima-Film-Kritiker ernennen?^^
  4. Autor dieses Themas

    keingerede

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    ^^ Darfst du. Das Problem an meinen Filmkritiken ist jedoch, dass ich oft gar nicht fertig werde, weil ich irgendwann anfange und zwischendurch wieder fünf andere Filme sehe. Meine Kritik zu The Dark Knight steht immer noch aus. :P

    Beitrag geändert: 3.10.2008 0:31:33 von keingerede
  5. xD muss ich mir den film jetz noch angucken?^^ ...nich das die kritik besser ist als der Film^^
  6. Der Film ist auf jeden Fall sehr empfehlenswert, gerade weil es auch ein wichtiger Teil der deutschen Geschichte ist.

    Auch wird der Baader Meinhof Komplex, wie damals bei "Der Untergang" auch, in einer längeren Fassung im ersten zu sehen sein.
    Quelle: http://www.schnittberichte.com/news.php?ID=1004
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