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Verständliche Sprache?

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  1. Autor dieses Themas

    tengwar

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    Also ich habe gerade ein Buch gelesen, wo es micht doch sehr wundern würde, ob das auch für Leute aus Deutschland lesbar wäre, das ist Uli der Knecht von Jeremias Gotthelf. Hier eine Probe (der ganze Text unter http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=926&kapitel=1#gb_found :

    Und der Karrer trat zu Uli: «Wei mr öppe eis mit enangere mache, wed darfst?» Es kochte Uli in den Adern, und er sah, daß das ein angelegtes Spiel sei, dem er sich nicht wohl entziehen könne. Früher oder später, das wußte er wohl, mußte er ihnen stehen und sich fecken lassen. Darum also gerade jetzt, so wüßten sie doch, woran sie mit ihm seien. «He, wennds probiere witt, es ist mir gleich,» und zweimal hintereinander schlug er den Karrer auf den Rücken, daß es krachte. Da sagte der Melcher, er wolle es auch probieren; es sei ihm zwar fast nicht der wert, mit einem solchen Hagstecken z'machen, der Scheichleni heyg wie ein Tubakröhrli und Wadli dran wien e Flöhdreck. Mit seinen braunen haarigen Armen packte er Uli an, als ob er ihn wie einen alten Lumpen verrupfen wollte. Aber Uli hielt stand, der Melcher brachte nichts ab. Er wurde immer zorniger, setzte immer giftiger an, schonte weder Arme noch Beine, müpfte mit dem Kopf wie ein Tier, bis endlich Uli die Sache auch satt hatte, alle Kraft zusammennahm und dem Melcher einen solchen Schwung gab, daß er über den Kornwalm in die Mitte des Tenns flog und auf dem jenseitigen Schenkel niederfiel, alle Viere in die Höhe streckend, lange nicht recht wissend, wo er sei. Wie zufällig hatte Vreneli den Schweinen gebracht und Ulis Sieg gesehen. Drinnen sagte es der Gotte, es hätte etwas gesehen, das ihns gefreut. Sie hätten Uli zuschanden machen wollen, er hätte mit ihnen schwingen müssen, aber er hätte sie alle mögen. Den struben Melcher hätte er auf den Rücken geschlagen, als ob er nie gestanden wäre. Das sei ihm kommod, wenn er sie alle möge, so müssen sie ihn doch fürchten und Respekt haben.

    Die Schwierigkeit liegt darin, dass hier ein stufenloser Übergang oder ein stetiges Hin und Her besteht zwischen hoher Standardsprache und sehr dialektnaher Sprache. Mir fällt das Verständnis einigermassen leicht, da ich den Dialekt selber spreche, wenn ich auch viele der altertümlichen Dialektwörter überhaupt nicht kenne, aber wie ist das wohl bei Leuten, denen der Dialekt fremd ist? Immerhin gilt ja Gotthelf als einer der grossen deutschen Autoren.


    Beitrag geändert: 11.10.2007 11:19:46 von tengwar


    Beitrag geändert: 11.10.2007 11:20:06 von tengwar
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  3. aus welcher region stammt dieser dialekt?
    also ich würde bei diesem buch wahrscheinlich schon nach ein paar seiten die motivation verlieren und aufhören, es zu lesen. wirklich viel versteh ich davon nämlich nicht ...
  4. s********s

    Geht mir genauso... und obwohl ich des Plattdeutschen mächtig bin, kapiere ich nur Bahnhof... :)
  5. Autor dieses Themas

    tengwar

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    Die Dialektelemente stammen aus dem Berndeutschen – wobei mir selber diese Passage recht verständlich erscheint, denn es kommen keine mir unverständlichen Wörter vor wie "notti" oder "Zök" etc.
  6. Jaja diese Dialekte...;) also ich bin ein bisschen dem bayrischen und dem Berliner Dialekt mächtig und verstehe nur ein kleines bisschen von dem da oben...aber gut :blah:
    Vielleicht hilft das ja ganz gut:

    http://www.edimuster.ch/baernduetsch/woerterbuechli.htm
  7. Autor dieses Themas

    tengwar

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    Da scheint er einen sprachlichen Nachfolger gefunden zu haben, bei dem aber der Dialekt wohl gleichmässiger über den Text verteilt ist. Auch ist es nicht Berndeutsch, sondern Glarnerdeutsch. Tim Krohn (sehr unschweizerischer Name, und tatsächlich ist er auch in Deutschland gebürtig) mit den Romanen Quatemberkinder und Vrenelis Gärtli.

    Leseprobe:
    http://www.eichborn.de/s2/default.asp?id=16&tid=1890

    Interview mit dem Autor:
    http://pod.drs.ch/mp3/tagesgespraech/tagesgespraech_200710181400.mp3

    Dort wird auch berichtet, dass er gerade auch in Deutschland viel gelesen werde, trotz der schwierigen Sprache – und bei Gotthelf sei das damals auch so gewesen! Das hat micht doch erstaunt.
  8. Ich find das schön. Komme aus dem Süden und hab keine Ahnung von den Sprachen oberhalb der Donau.
    Für mich hört sich das ganze an wie Walther von der Vogelweide :biggrin:
    einfach köstlich.

    In solchen Fällen würde ich allerdings hauptsächlich der Sprache und nicht des Inhalts wegen weiterlesen.
  9. Autor dieses Themas

    tengwar

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    Für mich hört sich das ganze an wie Walther von der Vogelweide :biggrin:
    einfach köstlich.

    Gar nicht so weit daneben, denn die mittelhochdeutsche Sprache Walthers stammt aus demselben alemannischen Dialektraum wie die Sprache Gotthelfs, die bis heute in vielen Merkmalen mit dem Mittelhochdeutschen übereinstimmt, während schon zu Walthers Zeiten diejenigen Dialekte, aus denen sich später das Neuhochdeutsche entwickelte, in vielen Merkmalen mit dem heutigen Neuhochdeutschen übereinstimmten.

    In solchen Fällen würde ich allerdings hauptsächlich der Sprache und nicht des Inhalts wegen weiterlesen.

    Das wäre aber schade, denn das Buch ist besonders im Inhalt sehr stark.
  10. Also ich habe gerade ein Buch gelesen, wo es micht doch sehr wundern würde, ob das auch für Leute aus Deutschland lesbar wäre, das ist Uli der Knecht von Jeremias Gotthelf.


    Einen Satz mit „Also“ zu beginnen, ist ungewöhnlich. „gerade“ ist unschön, „wo“ in diesem Kontext falsch. „micht“ vermutlich ein Tippfehler, „doch“ und „sehr“ sind unnötige Füllwörter. „Leute aus Deutschland“ ist nicht präzise, besser: Deutsche. Nach „wäre“ einen Punkt oder Doppelpunkt setzen. Sehe ich von diesen Kleinigkeiten ab, ist der Text lesbar. Ach, du meintest einen anderen? ;)

    Zum Auszug von „Uli der Knecht“: Lesen kann man vieles - aber verstehen? Vielleicht könntest du den Auszug mit 2-3 Sätzen zusammenfassen? Somit bestünde die Möglichkeit der Selbstkontrolle: Hab ick dat Teil kapiert oda net?
  11. t*p

    Ich find das ganze eigentlich ziemlich stielisch, und obwohl ich Badner bin das alles, im großen und ganzen, ohne Probleme.
  12. jegliches im dialekt geschriebene ist mir fremd

    das kann\'sch äschd ni läsn
  13. Naja, Dialekt spreche ich zwar(fast) garkeinen aber in der 11 haben wir da schon schwierigere / genausoschwere Sachen gelesen. Da konnt ich dass hier schon besser verstehen.

    Die Sprache von Früher halt ;)
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