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Pflicht zu leben...

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  1. Autor dieses Themas

    m******s

    ...oder Recht zu sterben?

    Die Fragestellung selber ist prinzipiell ziemlich einfach: "Darf man sich selbst töten".
    Allerdings muss man sie ein wenig differenzieren, mich interessieren aber Standpunkte zu allen Punkten:

    Juristisch:
    - Gibt es ein Recht darauf, sich selbst umzubringen (in gewissen Grenzen)?
    - Ist es verboten, anderen beim Suizid zu assistieren (in gewissen Grenzen)?

    Da sich die juristischen Fragen vermutlich objektiv beantworten lassen und ziemlich schnell vom Tisch sind, hier die eigentlich viel interessanteren philosophischen Fragestellungen:

    - Ist es ethisch vertretbar, sich selbst zu töten?
    - Ist es ethisch vertretbar, anderen beim Suizid zu helfen?
    - Ist es ethisch vertretbar, andere daran zu hindern, sich selbst zu töten?

    So, das dürfte es erstmal sein. Um die Diskussion zu starten, hier mal mein Senf:

    Juristisch bin ich mir nicht sicher. Ich glaube, es ist generell erlaubt, sich selber zu töten. Allerdings hat diese Erlaubnis Lücken, so kann man z.B. einen Menschen wegsperren, wenn er Selbstmordgefährdet ist, indem man ihn zweifelsfalls für unzurechnungsfähig erklärt (und dann dürfte er sich nichtmal juristisch wehren können, oder?) und man darf sich z.B. nicht vor den Zug werfen, wegen Sachbeschädigung und seelischer Grausamkeit gegenüber dem Zugfahrer etc.
    Und es ist - da Suizid keine Straftat ist - auch generell nicht verboten (bis auf ienige Berufsgruppen) jemanden dabei zu helfen, jedoch hat auch das Lücken, da man jemanden, sobald er das Bewusstsein verliert, sofort helfen muss und nen Krankenwagen und so.
    Soweit mein juristisches Halbwissen ;)

    Die ethischen Fragen:
    Imho ist es nicht nur ethisch vertretbar, sich selbst zu töten (es ist mein Leben, das geht sonst niemanden etwas an), man hat sogar ein ethisches Recht darauf. einem Menschen muss es schon ziemlich scheisse gehen, dass er beschließt, sich selbst zu töten und in dem Augenblick ist es imho geistige Folter, ihn zum Leben zu zwingen. Demnach wäre auch die Beihilfe in aller Regel ethisch vertretbar.

    (Disclaimer: Nein, mich interessiert das einfach nur, das soll keinerlei Suizidankündigung oder Andeutung einer solchen sien :wink: )
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  3. Mir fällt da gerade eine Southparkfolge ein:
    Wer Killt Opa (Death)

    Also, erstmal zum juristischen:
    Ich glaube es ist erlaubt Selbstmord zu begehen, sofern man dabei niemanden anders verletzt. Also Selbstmordattentate sind wohl eher nicht erlaubt
    Das mit der Starbehilfe ist eine etwas schwerere Frage. Ich glaube grundsätzlich ist es erlaubt, aber man sollte sich da glaube ich wirklich gut bei einem Anwalt informieren, der in diesem Bereich Ahnung hat. Sowas ist immer gefährlich.

    Ich glaube es ist durchaus ethisch vertretbar sich selbst zu töten. Wenn man im Alter starke Schmerzen hat und das Leben für einen nichts außer Qual ist, sollte man durchaus das Recht haben vorzeitig zu sterben. Obwohl man natürlich bedenken muss, dass er andere Menschen seelisch durch seinen Tod verletzen könnte, starke Schuldgefühle hervorrufen könnte, das man daran schuld ist oä.
  4. Du musst dann aber auch die biologische Seite sehen:
    Ist es biologisch vertretbar sein eigenes Erbgut zu zerstören, indem man sich selbst tötet bevor man es vermehren konnte?

    Aber ich denke jeder hat ein Recht über sein eigenes Leben zu bestimmen, solange er damit nicht dieses Recht der anderen beschneidet. Demzufolge kann sich jemand aus meiner Weltanschauung selbst töten solange er nicht wie ein Selbstmordattentäter andere mitnimmt. Der seelische Schaden den ein Selbstmord mit sich bringt sollte aber auch bedacht werden. Ist es ethisch vertretbar anderen Menschen seelisches Leid zuzufügen, um das eigene zu beenden?
  5. kalinawalsjakoff

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    kalinawalsjakoff hat kostenlosen Webspace.

    Ich bringe hier zu dem Thema, weil es gerade gut passt, die Sterbehilfe mit hinein.

    merovius schrieb: ...oder Recht zu sterben?

    Die Fragestellung selber ist prinzipiell ziemlich einfach: "Darf man sich selbst töten".
    Allerdings muss man sie ein wenig differenzieren, mich interessieren aber Standpunkte zu allen Punkten:

    Juristisch:
    - Gibt es ein Recht darauf, sich selbst umzubringen (in gewissen Grenzen)?
    - Ist es verboten, anderen beim Suizid zu assistieren (in gewissen Grenzen)?

    Da sich die juristischen Fragen vermutlich objektiv beantworten lassen und ziemlich schnell vom Tisch sind, hier die eigentlich viel interessanteren philosophischen Fragestellungen:

    - Ist es ethisch vertretbar, sich selbst zu töten?
    - Ist es ethisch vertretbar, anderen beim Suizid zu helfen?
    - Ist es ethisch vertretbar, andere daran zu hindern, sich selbst zu töten?



    Die Fettgedruckten Zitate schreibe ich mal ein bisschen um, wenn du erlaubst Merovius. Sie werden jedoch nicht von mir im Sinn verfremdet:

    - ist es ethisch vertretbar Sterbehilfe zu leisten?

    Jemandem beim Selbstmord zu Helfen ist prinzipiell nix anderes als Sterbehilfe zu leisten, so interpretiere ich diese Aussage von dir einmal.

    Nun Sterbehilfe (aktiv) ist in Deutschland strikt verboten. Grenzwertig ist sie in der Scweiz geregelt, aber wohl immer noch eine Grauzone. Dort gibt es eine Firma (leider ist mir der Name entfallen) die helfen zur passiven Sterbehilfe. Ich habe mal in einer Doku einen Bericht drüber gesehen. Ein an schwerem Krebs erkrankter Mensch fuhr in die Schweiz und nahhm kontakt zu dieser Firma auf. Um es kurz zu machen: Die Firma arrangierte eine passende Umgebung zu seinem Tod und auch ein Gift, welches er sich verabreichen sollte (durch trinken). Als Ergebnis hat er das auch genommen und die Firma wurde nicht wegen Beihilfe zum Selbstmord verklagt. Ja Beihilfe zum Selbstmord, so war das auch. Der Krebspatient hatte schlimme Schmerzen und hat eben jenes Angebot wahrgenommen um sich zu erlösen.

    Stimmt dieses Beispiel mit deinem Gedankengang in etwa überein merovius?

    Beitrag zuletzt geändert: 3.5.2009 18:01:38 von kalinawalsjakoff
  6. Autor dieses Themas

    m******s

    reimann schrieb:
    Du musst dann aber auch die biologische Seite sehen:
    Ist es biologisch vertretbar sein eigenes Erbgut zu zerstören, indem man sich selbst tötet bevor man es vermehren konnte?


    Biologie und Ethik haben absolut nichts miteinander zu tun. Aber okay:
    90% der Suizide (wenn ich die Zahlen richtig im Kopf haben) sind verbunden zu einer manischen Depression. oder ähnlichem. Da sind genetische Faktoren vorhanden oder zumindest nicht auszuschließen. Ist es ethisch vertretbar, dieses Erbgut an seine Kinder weiterzugeben?

    Ist es ethisch vertretbar anderen Menschen seelisches Leid zuzufügen, um das eigene zu beenden?


    Kommt drauf an von welchem seelischen Leid wir sprechen. Im Beispiel vom Zugfahrer z.B. natürlich nicht. In Fällen von Sanitätern etc. imho ja (die haben sich schließlich ihren Job ausgesucht). In Fällen von Fruenden und Verwandten stellt das eigentlich imho keine Frage dar. Denn welches Recht sollten die sich herausnehmen, ihre eigene heile Welt über die seelische Zufriedenheit des potentiellen Suizidenten zu stellen?


    Jemandem beim Selbstmord zu Helfen ist prinzipiell nix anderes als Sterbehilfe zu leisten, so interpretiere ich diese Aussage von dir einmal.


    Prinzipiell, nur ist Sterbehilfe halt ein weit verbreiteter und voreingenommener Begriff.

    Nun Sterbehilfe (aktiv) ist in Deutschland strikt verboten.


    Hast du dafür ne Quelle?

    Stimmt dieses Beispiel mit deinem Gedankengang in etwa überein merovius?


    Ist ungefähr, was ich meine. Wenn du aber von "Firma" sprichst, stelle ich mir einen Gewinnorientierten Konzern vor, der hat imho einen Interessenkonflikt.
  7. g********e

    Ich habe unter anderem einige Zeit in einem Krankenhaus gearbeitet. Einer von meinen Patienten - wir wollen ihn Herr Müller nennen, weil es sol lange her ist, daß ich mich nicht mehr an seinen richtigen Namen erinnere - hatte Lungenkrebs.
    Nach Dienstantritt ging ich jedesmal zu erst ins Stationszimmer - Informationen, ggf. Anweisungen abholen. Mein zweiter Weg war immer das Zimmer von Herrn Müller, so lange er bei uns war. Zunächst Begrüßung, Frage nach dem Befinden, dann Ventil an der Sauerstoff-Flasche ein klein wenig weiter aufdrehen und Rückenteil vom Bett etwas steiler stellen, damit erbesser Luft bekam.
    Irgendwann habe ich mich auf dem Weg zur Tür noch einmal umgedreht, weil ich mich so hilflos fühlte. Ich sagte zu ihm : "Ich würde so gerne etwas für Sie tun, aber ich weiß nicht was !"
    Er hat mich von oben bis unten angesehen und dann gesagt : "Was willst DU armes Würstchen denn von mir ?"
    Paff, da will man mal was nettes...und dann so etwas...
    Nach einer Weile schweren Atmens fuhr er fort : "Ich habe doch mein Leben gehabt. Und ich hatte ein schönes Leben. Ich habe eine gute Frau, die mich ertragen hat und die mit mir auf jeden Berg gestiegen ist."
    Und dann wieder nach einer Pause : "Und von dem, was jetzt noch übrigbleibt, mit der ganzen Qual und den Schmerzen....meinst Du, ich würde Dir eine Sekunde abgeben ?"
    Wir sind dann sowas wie Freunde geworden, seine Frau er und ich und haben bis zu seinem Tod drei Wochen später sehr viel Zeit - meist ausserhalb meines Dienstes miteinander verbracht.

    Menschen, die sich aus Liebeskummer oder, weil sie sich nicht verstanden fühlen, umbringen wollen, betrachte ich als einen Schlag in das Gesicht dieses Mannes und sind mir deshalb eigentlich zuwider.
    Ich habe durch diesen Mann gelernt, das Leben zu achten, wie nichts sonst - oder wie Ken Watanabe im "Last Samurai" sagt : "Leben in jedem Atemzug !"

    Das ist die eine Geschichte. Nun kommt eine andere . Jeder mag aus beiden seine eigenen Schlüße ziehen.

    Mein bester Freund hat Multiple Sklerose. Die Nerven sterben und regenerieren nicht. Abgesehen von der Einschränkung in vielen Dingen, ist damit zu rechnen, daß nach und nach Organe bei ihm den Dienst versagen. Er hat mich um etwas gebeten. Er sagte : "Zu dieser Zeit werde ich schon nicht mehr im Stande sein, dies selbst zu tun und deshalb auf Deine Hilfe angewiesen sein." Ich soll ihn, dann wahrscheinlich im Rollstuhl einfach irgendwo hinfahren, wo er dann mit sich alleine ist, mich umdrehen und weg gehen.
    Ich habe es ihm versprochen und ich werde es tun. Es wird mir das Herz brechen, ich weiß es. Aber ich werde es tun.
  8. Autor dieses Themas

    m******s

    greenslade schrieb:
    Menschen, die sich aus Liebeskummer oder, weil sie sich nicht verstanden fühlen, umbringen wollen, betrachte ich als einen Schlag in das Gesicht dieses Mannes und sind mir deshalb eigentlich zuwider.


    D.h. die Tatsache, dass er trotz seiner Schmerzen und Qualen weiterleben will, verpflichtet in dienen Augen alle anderen Menschen, das gleiche zu wollen? Ist dann auch fehlender Materialismus ein Schlag ins Gesicht der RIAA oder von Bill Gates? "Wir haben Geld, dass es uns zu den Ohren rauskommt, aber glaubst du, wir würden auhc nur einen Cent davon abgeben?"

    Das mag dir als ein zynischer Verlgiech erscheinen, aber ist ernst gemeint.
  9. merovius schrieb:
    Biologie und Ethik haben absolut nichts miteinander zu tun. Aber okay:
    90% der Suizide (wenn ich die Zahlen richtig im Kopf haben) sind verbunden zu einer manischen Depression. oder ähnlichem. Da sind genetische Faktoren vorhanden oder zumindest nicht auszuschließen. Ist es ethisch vertretbar, dieses Erbgut an seine Kinder weiterzugeben?


    Bei dem Thema ging es an sich ja nicht nur um Ethik und ich hab es ja auch nicht weiter ausgeführt.
    Gut gekonntert, aber nur weil sie nicht auszuschließen sind, ist das noch keine volle Erlaubnis.

    merovius schrieb:
    Denn welches Recht sollten die sich herausnehmen, ihre eigene heile Welt über die seelische Zufriedenheit des potentiellen Suizidenten zu stellen?


    Du wirfst mir einen Fehler vor, den du genauso machst? Wer erhebt denn das Leid der Person die leidet über das der Personen die leiden würden?
    Das Problem ist, dass slche Leute die Probleme haben darüber nicht reden, nicht, dass eine "heile Welt" zusammenbricht. Denn was sollen Menschen machen, wenn sie auf einmal einen Menschen verlieren von dem sie nichtmal wussten, dass es ihm schlecht ging?
  10. Autor dieses Themas

    m******s

    reimann schrieb:
    Bei dem Thema ging es an sich ja nicht nur um Ethik und ich hab es ja auch nicht weiter ausgeführt.


    Nein, es ging auch um Jura.
    Sorry, aber Biologie hat mit der Frage einfach wenig zu tun. Der Biologische Imperativ wäre im Regelfall sich nicht selber umzubringen, aber der Mensch (und auch das Tier) als Individuum ist durchaus in der Lage gegen den biologischen Imperativ zu handeln. Genau genommen spielt er bei täglichen Entscheidungen schlicht keine Rolle.

    Gut gekonntert, aber nur weil sie nicht auszuschließen sind, ist das noch keine volle Erlaubnis.


    Wie gesagt, was soll das mit der "Erlaubnis". Ich hab keinen Vertrag unterschrieben, weder gegenüber der Biologie noch gegenüber der Psychologie oder sonst jemandem, deswegen fühle ich mich auch weder der Biologie noch sonst etwas verpflichtet. Wenn es mir biologisch verboten wird, dann soll die Biologie vorbeikommen und wir können drüber reden.

    Ob es Biologisch _sinnvoll_ ist, dass eine Art existiert, die bereit und in der Lage ist zum Suizid lässt sich auf jeden Fall diskutieren, ist aber eigentlich keine Frage der Erlaubnis, sondern es ist eine Grundlagendiskussion der Entwicklungsbiologie.

    Du wirfst mir einen Fehler vor, den du genauso machst? Wer erhebt denn das Leid der Person die leidet über das der Personen die leiden würden?


    Nun, ganz einfach: Ein wahrer Freund versteht meinen Schmerz (wenn ich der hypothetische Suizident bin) und verlangt nicht von mir, ihn zu ertragen. Jemand, der sich also darüber stellt, ist nicht mein Freund. So einfach ist das. Ein Mensch, der mir einen Suizid vorwirft, weil ich ihn damit verletze, ist allein deswegen nicht mein Freund, weil ihm offensichtlich mein eigenes Glück nicht am Herzen liegt. Alleine die Tatsache, dass er durch meinen Suizid unglücklich wird, beweist ja, dass ihm mein Glück nicht am Herzen liegt, denn sonst würde er nicht um mich trauern, sondern sich für mich freuen, dass mein Schmerz vorbei ist.

    Das Problem ist, dass slche Leute die Probleme haben darüber nicht reden, nicht, dass eine "heile Welt" zusammenbricht. Denn was sollen Menschen machen, wenn sie auf einmal einen Menschen verlieren von dem sie nichtmal wussten, dass es ihm schlecht ging?


    1. Im Regelfall gibt es Andeutungen und Vorzeichen. So ist das ja nicht. Ausnahmen sind "Spontantaten" wie z.B. "scheisse, ich hab all mein Geld an der Börse verzockt", oder ähnliches - und in diesem Fall gibt es nichts zu wissen.
    2. Mir ist nicht ganz klar, worauf das hinaussoll. Ich mein, der Suizid an sich ist doch Beweis genug, dass es der Person schlecht ging, oder? Und es ist doch ganz allein die Sache des Suizidenten, wem er davon erzählt und wem nicht. Ich mein, klar, vielleicht sind die danach beleidigt, wenn sie Herausfinden, dass das Vertrauen nicht so groß war, wie sie glaubten, aber wie soll aus dem Irrtum der Freunde und Familie eine moralische Verpflichtung für den Suizidenten entwachsen? Wenn dann überhaupt, wäre der Fehltritt nicht der Suizid, sondern das Verschweigen der Suizidabsicht.
  11. Interessantes Thema. :-)

    Juristisch gesehen wird es kaum verboten sein, Selbstmord zu begehen. Was wäre das für ein unsinniges Gesetz, das ein Verbot aufstellt, welches jeder ohne persönliche Konsequenzen (ich meine juristischer Natur) übertreten könnte?
    Man könnte auch den Versuch als solchen unter Strafe stellen. Aber das wäre irgendwie paradox: Übertritt man dieses Gesetz, ist es „in Ordnung“. Scheitert man beim Versuch, handelt man sich eine Strafe ein. Das wäre ja fast so, als gäbe es ein Gesetz, wonach Diebstahl straffrei bleibt, wenn er gelingt ...

    Wie merovius bereits anmerkte, gibt es Situationen, in denen auch die Justiz mit dem Thema konfrontiert wird. Beispielsweise soll sich ja ein Angeklagter nicht in der Zelle selbst töten. Das hat mehrere Gründe, ich denke aber, es geht vorwiegend darum, dass er für sein (anderes) Tun verantwortlich gemacht und weltlich bestraft werden kann. Es geht also nicht direkt darum, den Selbstmord juristisch zu verhindern, sondern eher indirekt.


    Ethisch betrachtet ist das Thema allemal interessanter. Hier muss man auf jeden Fall unterscheiden, in welcher Kultur man lebt. Selbstmord wird in manchen Kulturen ganz anders gesehen als in unserer westlichen (aber ich möchte darauf hinweisen, dass selbst Länder wie Japan diesbezüglich nicht aus einer westlich verklärten oder reduzierten Perspektive betrachtet werden sollten).

    Ich beschränke mich auf die westliche Kultur und deren Ethik. Zum Thema Selbstmord in Bezug auf Ethik wird es hier kaum eine eindeutige Antwort geben. Es stehen sich ja die Selbstbestimmung auf der einen Seite und der Wert des Lebens auf der anderen Seite gegenüber. Je nach Gewichtung und Auslegung kommt man zum ein oder anderen Ergebnis. Kontroverse Diskussionen bezüglich der Sterbehilfe zeigen auf, wie schwierig es ist, ein ethisches Urteil zu fällen. Man kann festhalten: In der Ethik ist Selbstmord umstritten.

    Letztlich bleibt also nur der konkrete Fall: Ich muss selbst entscheiden, ob es für mich moralisch vertretbar ist, mich selbst zu töten oder nicht. Daraus kann man aber nicht ableiten, dass es grundsätzlich jedem Menschen freigestellt ist, über sein Leben oder das Leben anderer (im Sinne von Sterbehilfe) zu entscheiden. Es ist meiner Meinung nach gerade nicht die Freiheit, die mir erlaubt, mich zu töten, sondern die Unfreiheit. Dies gilt auch für die moralische Entscheidung gegen einen Selbstmord / eine Sterbehilfe, nur da ist es wohl offensichtlicher.

    Was ich also letztlich sagen will: Meiner Meinung nach gibt es derzeit in unserer Kultur keine allgemeingültige Sichtweise (Ethik) bezüglich Selbstmord. Die einfache Formel „jeder soll Selbstmord begehen, wenn er dies will“ ist keine Lösung, allenfalls eine Missachtung der Spielregeln des Lebens (Leben wird gegeben, Leben wird genommen), die im Einzelfall zwar die „richtige“ Entscheidung sein mag, aber nicht zur Allgemeingültigkeit erklärt werden kann.
  12. Autor dieses Themas

    m******s

    jacquesjanda schrieb:
    Juristisch gesehen wird es kaum verboten sein, Selbstmord zu begehen. Was wäre das für ein unsinniges Gesetz, das ein Verbot aufstellt, welches jeder ohne persönliche Konsequenzen (ich meine juristischer Natur) übertreten könnte?
    Man könnte auch den Versuch als solchen unter Strafe stellen. Aber das wäre irgendwie paradox: Übertritt man dieses Gesetz, ist es „in Ordnung“. Scheitert man beim Versuch, handelt man sich eine Strafe ein. Das wäre ja fast so, als gäbe es ein Gesetz, wonach Diebstahl straffrei bleibt, wenn er gelingt


    Nun, es bleibt aber ja das Problem, dass jemand, der einen missglückten Versuch begangen hat theoretisch als Suizidgefährdet in die geschlossene Abteilung einweisen kann und ihn damit eben doch einsperrt und therapiert um ihm dieses Verhalten abzugewöhnen. Auch wenn das natürlich - juristisch gesehen - keine Strafe darstellt, trägt diese Möglichkeit doch alle Charakteristika davon, Selbstmord unter Strafe zu stellen und die Straftäter in eine Besserungsanstalt zu stecken (Vielleicht bin ich auch einfach nicht gut informiert über die Möglichkeit, jemanden einweisen zu lassen...).
    Anders ausgedrückt: Die Frage nach dem nichtvorhandensein eines juristischen Verbotes ist damit zwar geklärt, aber nicht die Frage nach dem juristischen Recht.


    Was ich also letztlich sagen will: Meiner Meinung nach gibt es derzeit in unserer Kultur keine allgemeingültige Sichtweise (Ethik) bezüglich Selbstmord.


    Naja, das gilt ja für so gut wie alles ;) Man sucht ja i.A. auch keine allgemeingültige Sichtweise, sondern eine subjektive (subjektive Sichtweise ist irgendwie doppelt gemoppelt...).

    Die einfache Formel „jeder soll Selbstmord begehen, wenn er dies will“ ist keine Lösung, allenfalls eine Missachtung der Spielregeln des Lebens (Leben wird gegeben, Leben wird genommen)


    Das ist imho aber auch fragwürdig. Zumindest von einem agnostischen Standpunkt aus gesehen, wäre dem entgegenzuhalten, dass "das Leben" dafür Spielregeln bräuchte. Und was unterscheidet denn den Suizid durch andere Gewaltsame Tode - oder auch viele Krankheitsbedingte Tode - vom Standpunkt des "Leben wird genommen" aus?

    die im Einzelfall zwar die „richtige“ Entscheidung sein mag, aber nicht zur Allgemeingültigkeit erklärt werden kann.


    Und wieso eigentlich nicht?
  13. g********e

    merovius schrieb:
    greenslade schrieb:
    Menschen, die sich aus Liebeskummer oder, weil sie sich nicht verstanden fühlen, umbringen wollen, betrachte ich als einen Schlag in das Gesicht dieses Mannes und sind mir deshalb eigentlich zuwider.


    D.h. die Tatsache, dass er trotz seiner Schmerzen und Qualen weiterleben will, verpflichtet in dienen Augen alle anderen Menschen, das gleiche zu wollen? Ist dann auch fehlender Materialismus ein Schlag ins Gesicht der RIAA oder von Bill Gates? "Wir haben Geld, dass es uns zu den Ohren rauskommt, aber glaubst du, wir würden auhc nur einen Cent davon abgeben?"

    Das mag dir als ein zynischer Verlgiech erscheinen, aber ist ernst gemeint.


    Wäre das schön ! Dann hätte ich eine entsprechende Website, wo jeden Tag die Typen mehrfach eins in die Fresse kriegten !
    Der Vergleich ist nicht zynisch. Er zeugt nur von Gefühlskälte und dem Unvermögen Dinge in das richtige Verhältnis zu bringen.
  14. m**********e

    Zum Thema Juristisch:
    - Gibt es ein Recht darauf, sich selbst umzubringen (in gewissen Grenzen)?

    "Bis ins 19. Jahrhundert sprach die Gesetzgebung von „Selbstentleibung". Und die war verboten. Der Mensch hat eine Selbsterhaltungspflicht gegenüber Gott. Diese kirchliche Sicht wurde vom Staat
    übernommen. Bis dann Joseph II. Menschen nach Selbstmordversuchen nicht mehr ins Gefängnis steckte, sondern in den Narrenturm. Der Suizid wandelte sich vom Delikt zur Krankheit. Seit 1850 ist Suizid
    nicht mehr strafrechtswidrig. Auch die Kirche hat inzwischen ihre Begräbnisverweigerung aufgehoben."

    Quelle: Wienerzeitung

    Ob es Ethisch vertretbar ist?
    Ich glaube nicht, dass sich jemand sagt:"Möchte mal wissen wie es auf der anderen Seite so ist, jetzt bringe ich mich mal um. (Hab ja sonst nix zu tun)"
    Wenn jemand dermaßen am Ende ist, dass er das Leben nicht mehr erträgt, (aus psychischen Gründen: z.B.: Existenzverlust, verlust eines geliebten Menschen, o.ä. oder aus physischen Gründen, die natürlich auch zu psychischen Gründen werden: z.B.: Unheilbarer Krebs, Körperliche Schäden durch einen Unfall, etc....) kann man Ihm das Recht dazu meiner Meinung nach nicht absprechen.

    Soweit ich weiß, schreiben die meisten Selbstmörder Abschiedsbriefe,o.ä. um den Hinterbliebenen die Gründe für die Tat begreiflich zu machen, und sie von Verantwortung so gut wie möglich zu Entbinden.
    Somit denken viele Selbstmörder auch an die Hinterbleibenden und setzen sich mit der "Ethischen" frage auseinander.

    Jetzt zur Sterbehilfe.
    Wenn jemand dermaßen Sterbenskrank ist, dass er den Suizid nicht mehr selbst durführen kann, aber den Wunsch zu sterben selbst äußert, finde ich es Grausam den Sterbehelfer unter Strafe zu stellen.
    Andererseits gibt es sicher auch Eiskalte Personen, die vielleicht Testamentarisch begünstigt werden wollen, um dies zu tun.
    Deshalb finde ich, daß Institutionen wie die in der Schweiz ( z.B.:dignitas) exclusive dazu legitimiert werden sterbehilfe zu leisten.
    Wenn jemand aber schlicht und einfach zu feige für Selbstmord ist sollte die Beihilfe dazu verboten bleiben.

    Nun zu: - Ist es ethisch vertretbar, andere daran zu hindern, sich selbst zu töten?
    Natürlich.
    Ein Freund kommt zu Dir, schüttet sein Herz aus und verkündet Dir gegenüber Selbstmordabsichten. Versuchst du mit Ihm darüber zu reden? Wenn ja, versuchst du schon ihn daran zu hindern.
  15. merovius schrieb:
    Nun, es bleibt aber ja das Problem, dass jemand, der einen missglückten Versuch begangen hat theoretisch als Suizidgefährdet in die geschlossene Abteilung einweisen kann und ihn damit eben doch einsperrt und therapiert um ihm dieses Verhalten abzugewöhnen.


    In der Regel wird ein Selbstmordversuch (oder auch mehrere) nicht ausreichen, um jemanden „wegzusperren“. Denn es ist nicht so, dass man in dem Moment als unzurechnungsfähig abgestempelt wird, in dem man einen Selbstmordversuch macht. Da spielen dann eher andere Dinge eine wichtige Rolle.

    merovius schrieb:
    Anders ausgedrückt: Die Frage nach dem nichtvorhandensein eines juristischen Verbotes ist damit zwar geklärt, aber nicht die Frage nach dem juristischen Recht.


    Wie oben bereits geantwortet: Meiner Meinung nach hat ein Selbstmordversuch juristisch betrachtet keine unmittelbaren Konsequenzen. Allerdings kann ein Selbstmordversuch herangezogen werden, um die anders begründete Unzurechnungsfähigkeit zu untermauern. Aber das ist ein Thema für sich und hat mit dem Selbstmordversuch nur sehr indirekt etwas zu tun.

    merovius schrieb:
    Naja, das gilt ja für so gut wie alles ;) Man sucht ja i.A. auch keine allgemeingültige Sichtweise, sondern eine subjektive (subjektive Sichtweise ist irgendwie doppelt gemoppelt...).


    Es gibt durchaus viele ethische Grundsätze (die selbstverständlich keine Gesetzte sind, aber doch so etwas wie Richtlinien). In Bezug auf Selbstmord gibt es eine solche Richtlinie aber nicht, weil unsere Ethik hierauf keine Antwort kennt, die sich mit den übrigen ethischen Grundsätzen vereinbaren ließe.

    merovius schrieb:
    Zumindest von einem agnostischen Standpunkt aus gesehen, wäre dem entgegenzuhalten, dass "das Leben" dafür Spielregeln bräuchte.


    Es gibt diese „Spielregeln“. Die eine Spielregel besagt, dass Leben gegeben wird. Das Individuum kann nicht selbst entscheiden, wie, wann und wo es geboren wird. Zumindest nicht nach unserem westlichen Weltbild. Eine weitere „Spielregel“ besagt, dass das Leben wieder genommen wird. Unsterblichkeit ist ein Wort von theoretischer Natur. In der Praxis entsteht jedes Leben ohne dass das Individuum dies steuern kann und jedes Leben verbraucht sich.

    merovius schrieb:
    Und was unterscheidet denn den Suizid durch andere Gewaltsame Tode - oder auch viele Krankheitsbedingte Tode - vom Standpunkt des "Leben wird genommen" aus?


    In der Praxis gibt es da kaum einen Unterschied, abgesehen davon, dass im Falle eines Selbstmordes das Individuum selbst über den eigenen Tod bestimmt. Und das ist grundsätzlich nicht in den „Spielregeln: Leben wird gegeben, Leben wird genommen“ enthalten. Die Spielregeln werden „erweitert“ mit: „Oder ich nehme mir das Leben selbst“.
    Diese Erweiterung kann aber nicht zur allgemeinen Regel ausgeweitet werden.

    merovius schrieb:
    Und wieso eigentlich nicht?


    Weil es sich nicht mit unserer Ethik vereinbaren lässt. Der Wert des Lebens würde damit grundsätzlich zu weit herabgestuft. Ethisch gesehen geht das gar nicht. Immerhin ist der Wert des Lebens mit der höchste Wert, den wir kennen. Wenn man also sagen würde, dass jeder „nach Lust und Laune“ (sein) Leben beenden kann, dann würde man den Wert des Lebens zu einer Verhandlungssache machen, zu einem Produkt, dessen Vor- und Nachteile man abwägt mit anderen Dingen. Das Leben würde dann auf der „Wichtigkeitsskala“ in etwa dort rangieren, wo Zeugnisnoten, Arbeitsplatzsituation, familiäre Probleme oder ähnliches anzusiedeln sind. Im Einzelfall ist das legitim, als grundsätzliche Ethik meiner Meinung nach auf keinen Fall.
  16. m**********e

    merovius schrieb:

    Nun, es bleibt aber ja das Problem, dass jemand, der einen missglückten Versuch begangen hat theoretisch als Suizidgefährdet in die geschlossene Abteilung einweisen kann und ihn damit eben doch einsperrt und therapiert um ihm dieses Verhalten abzugewöhnen. Auch wenn das natürlich - juristisch gesehen - keine Strafe darstellt, trägt diese Möglichkeit doch alle Charakteristika davon, Selbstmord unter Strafe zu stellen und die Straftäter in eine Besserungsanstalt zu stecken (Vielleicht bin ich auch einfach nicht gut informiert über die Möglichkeit, jemanden einweisen zu lassen...).
    Anders ausgedrückt: Die Frage nach dem nichtvorhandensein eines juristischen Verbotes ist damit zwar geklärt, aber nicht die Frage nach dem juristischen Recht.



    In einer derartigen Anstalt wird nicht versucht ihm "das Verhalten" abzugewöhnen, sondern ihm zu helfen, mit seinen Problemen umzugehen oder sie bestenfalls zu lösen!!!!
    Es gibt KEINE Narrentürme mehr in die man eingesperrt wird, sondern psychiatrische einrichtungen mit geschlossenen Abteilungen in denen Patienten so lange behandelt werden, bis sie in der Offenen und später Ambulant weitertherapiert werden können.
    Den Suizid können sie auch in den Offenen Stationen begehen. Normalerweise passiert das aber nicht, weil sie das Gefühl bekommen, dass ihnen geholfen wird.
  17. Autor dieses Themas

    m******s

    greenslade schrieb:
    Der Vergleich ist nicht zynisch. Er zeugt nur von Gefühlskälte und dem Unvermögen Dinge in das richtige Verhältnis zu bringen.


    1. schließe nicht vom Äußeren aufs Innere und nicht von dir auf andere.
    2. und viel wichtiger: Wo liegt denn der grundsätzliche Unterschied? Erkläre mir doch bitte, wie aus dem Gedankengut eines einzigen Menschens eine ethische Verpflichtung zum Leben für die ganze Welt folgen soll? Denn das ist es ja, was du untestellst. Ganz egal, was diesem Menschen jede Minute seines Lebens wert gewesen ist, wieso soll das dann gleich für alle so gelten?

    maggo-nicole:
    Ein Freund kommt zu Dir, schüttet sein Herz aus und verkündet Dir gegenüber Selbstmordabsichten. Versuchst du mit Ihm darüber zu reden? Wenn ja, versuchst du schon ihn daran zu hindern.


    Es gibt einen grundsätzlichen Unterschied zwischen "mit ihm reden" und "es ihm ausreden". Wenn ich mit einer Person über Suizidabsichten spreche, ist das erst einmal ein neutraler Ausdruck. Auch "okay, was immer du für richtig hälst" würde darunter fallen.
    aber selbst, wenn ich mit ihr oder ihm über die Gründe rede wieso, tief nachhake und eine lange Debatte führe, kann dies völlig losgelöst vom Wunsch sein, ihn oder sie daran zu hindern. Es drückt einfach den Wunsch aus, zu verstehen, was in ihm oder ihr vorgeht und auch, dass er oder sie selber versteht, was er oder sie tut und ob er oder sie das wirklich will. Ich würde aber faktisch niemals einer Person davon abraten oder es ihr ausreden.
    Anyway: Es geht mir zumindest vor allem um das physische abhalten. Speziell um die Männe rin Weiß mit den Schmetterlingsnetzen und um die Hab-Mich-Lieb-Jäckchen. Aber auch um "oh mein Gott, wieso hängst denn an deinem Gürtel von der decke, ich muss dich da sofort runterschneiden und nen Notarzt rufen!".

    jacquesjanda schrieb:
    Es gibt diese „Spielregeln“. Die eine Spielregel besagt, dass Leben gegeben wird. Das Individuum kann nicht selbst entscheiden, wie, wann und wo es geboren wird. Zumindest nicht nach unserem westlichen Weltbild. Eine weitere „Spielregel“ besagt, dass das Leben wieder genommen wird. Unsterblichkeit ist ein Wort von theoretischer Natur. In der Praxis entsteht jedes Leben ohne dass das Individuum dies steuern kann und jedes Leben verbraucht sich. [...} Und das ist grundsätzlich nicht in den „Spielregeln: Leben wird gegeben, Leben wird genommen“ enthalten. Die Spielregeln werden „erweitert“ mit: „Oder ich nehme mir das Leben selbst“.


    Eine Regel "Leben wird gegeben, Leben wird genommen" existiert aber eben imho eben nicht. Das einzige, was mit Sicherheit existiert ist die Regel "leben wird gegeben (um diesen Begriff brauch ich nicht streiten, deswegen lass ich den stehen) und leben endet". Obwohl der Wortunterschied trivial erscheint, ist er wichtig, denn alleines das Wort "Leben wird genommen" impliziert, dass man vorraussetzen kann, dass nach den "Spielregeln des Lebens" einem das Leben immer von anderen genommen werden muss. Das ist aber nicht selbstverständlich, sondern ist eine ethsiche ode rreligiöse Frage und soll damit ja gerade Thema des Threads sein - und nicht Vorraussetzung.

    Weil es sich nicht mit unserer Ethik vereinbaren lässt. Der Wert des Lebens würde damit grundsätzlich zu weit herabgestuft.


    Auch dessen bin ich mir nicht sicher. Denn Sterben tun wir ja - wie oben treffend festgestellt - früher oder später sowieso. Wir ändern nicht dass "ob" sondern nur das "wann".

    Ethisch gesehen geht das gar nicht. Immerhin ist der Wert des Lebens mit der höchste Wert, den wir kennen.


    Auch da muss ich widersprechen. Der höchste Wert, den wir kennen, sollte nicht das Leben, sondern das Glück sein. Ansonsten ließe sich ein "glücklicher Tod" gar nicht bewerkstelligen, Religion wäre obsolet. Für einen Agnostiker setzt "Glück" im Allgemeinen "Leben" vorraus, weil es ohne Leben auch keine Erfahrung des Glückes geben kann, aber aus religiöser Sicht ist es durchaus möglich, Glück zu erfahren, ohne zu leben (Stichwort: Paradies). In dem Augenblick in dem also für einen nicht zu vernachlässigenden Teil (der Mehrheit?) der Menschheit das Leben nur ein Zwischenschritt zum "echten" Glück ist, ist es imho nichttrivial, vorrauszusetzen, dass das Leben den höchsten Wert auf der Welt darstellt.

    Wenn man also sagen würde, dass jeder „nach Lust und Laune“ (sein) Leben beenden kann, dann würde man den Wert des Lebens zu einer Verhandlungssache machen, zu einem Produkt, dessen Vor- und Nachteile man abwägt mit anderen Dingen.


    In der Tat. Suizid ist tatsächlich grundsätzlich unvereinbar mit der Einstellung, dass Leben über alles zählt.

    Im Einzelfall ist das legitim, als grundsätzliche Ethik meiner Meinung nach auf keinen Fall.


    Aber ich verstehe auch nicht wirklich, wie du dann den Einzelfall legitimieren kannst.

    maggo-nicole schrieb:
    In einer derartigen Anstalt wird nicht versucht ihm "das Verhalten" abzugewöhnen, sondern ihm zu helfen, mit seinen Problemen umzugehen oder sie bestenfalls zu lösen!!!!


    In dem Augenblick, indem das gegen meinen Willen passiert, ist das Gehirnwäsche, und zwar von der härtesten Sorte. Und da kenne ich auch kein Erbarmen. Wenn man mich gegen meinen Willen einsperrt, und mir unter Einatz von Drogen, Hypnose und ähnlichen suggestivmitteln Werte vermittelt, die ich von mir selber her nicht habe, ist das Gehirnwäsche, nicht mehr und nicht weniger.
  18. m**********e

    jacquesjanda schrieb:


    merovius schrieb:
    Und wieso eigentlich nicht?


    Weil es sich nicht mit unserer Ethik vereinbaren lässt. Der Wert des Lebens würde damit grundsätzlich zu weit herabgestuft. Ethisch gesehen geht das gar nicht. Immerhin ist der Wert des Lebens mit der höchste Wert, den wir kennen. Wenn man also sagen würde, dass jeder „nach Lust und Laune“ (sein) Leben beenden kann, dann würde man den Wert des Lebens zu einer Verhandlungssache machen, zu einem Produkt, dessen Vor- und Nachteile man abwägt mit anderen Dingen. Das Leben würde dann auf der „Wichtigkeitsskala“ in etwa dort rangieren, wo Zeugnisnoten, Arbeitsplatzsituation, familiäre Probleme oder ähnliches anzusiedeln sind. Im Einzelfall ist das legitim, als grundsätzliche Ethik meiner Meinung nach auf keinen Fall.


    Bei den Indianern war es so, dass sich die Ältesten eines Dorfes selbst das Leben nahmen. Wann und wo sie das taten war ihnen selbst überlassen. Sie taten es um Ihren Stammesmitgliedern nicht zur Last zu fallen, wenn Sie Ihrer Meinung nach nichts mehr für Ihr Dorf tun konnten.
    Das Entwickelte sich nach meinen Infos zu einer Zeit, als die Büffelherden, und damit Ihre Hauptnahrungsquelle knapp wurden.
    Auf diese Weise konnten Sie Ihrem Dorf helfen, besser über den Winter zu kommen, da das Dorf auf ihre Rationen zurückgreifen konnten.

    greenslade schrieb:

    maggo-nicole schrieb:
    In einer derartigen Anstalt wird nicht versucht ihm "das Verhalten" abzugewöhnen, sondern ihm zu helfen, mit seinen Problemen umzugehen oder sie bestenfalls zu lösen!!!!


    In dem Augenblick, indem das gegen meinen Willen passiert, ist das Gehirnwäsche, und zwar von der härtesten Sorte. Und da kenne ich auch kein Erbarmen. Wenn man mich gegen meinen Willen einsperrt, und mir unter Einatz von Drogen, Hypnose und ähnlichen suggestivmitteln Werte vermittelt, die ich von mir selber her nicht habe, ist das Gehirnwäsche, nicht mehr und nicht weniger.


    In der Geschlossenen bleibt man für gewöhnlich nur für ein paar Tage.
    Sobald man da raus ist, kann man gehen wohin man will. Alles andere wäre Freiheitsberaubung. Und die paar Tage sind in Ordnung, wenn unter 100 Patienten nur einer dabei ist, dem wirklich geholfen werden kann.


    maggo-nicole:
    Ein Freund kommt zu Dir, schüttet sein Herz aus und verkündet Dir gegenüber Selbstmordabsichten. Versuchst du mit Ihm darüber zu reden? Wenn ja, versuchst du schon ihn daran zu hindern.


    Es gibt einen grundsätzlichen Unterschied zwischen "mit ihm reden" und "es ihm ausreden". Wenn ich mit einer Person über Suizidabsichten spreche, ist das erst einmal ein neutraler Ausdruck. Auch "okay, was immer du für richtig hälst" würde darunter fallen.
    aber selbst, wenn ich mit ihr oder ihm über die Gründe rede wieso, tief nachhake und eine lange Debatte führe, kann dies völlig losgelöst vom Wunsch sein, ihn oder sie daran zu hindern. Es drückt einfach den Wunsch aus, zu verstehen, was in ihm oder ihr vorgeht und auch, dass er oder sie selber versteht, was er oder sie tut und ob er oder sie das wirklich will. Ich würde aber faktisch niemals einer Person davon abraten oder es ihr ausreden.
    Anyway: Es geht mir zumindest vor allem um das physische abhalten. Speziell um die Männe rin Weiß mit den Schmetterlingsnetzen und um die Hab-Mich-Lieb-Jäckchen. Aber auch um "oh mein Gott, wieso hängst denn an deinem Gürtel von der decke, ich muss dich da sofort runterschneiden und nen Notarzt rufen!".

    An dem Unterschied zwischen "mit ihm reden" und "es ihm ausreden" ist was dran.
    Aber gerade wegen der letzten Gedanken eines Selbstmörders "Vielleicht hätt ich`s ja doch nicht tun sollen!" würde ich den Gürtel abschneiden und den Notarzt rufen.

    Beitrag zuletzt geändert: 3.5.2009 23:40:04 von maggo-nicole
  19. kalinawalsjakoff

    Kostenloser Webspace von kalinawalsjakoff

    kalinawalsjakoff hat kostenlosen Webspace.

    merovius schrieb:
    reimann schrieb:
    Du musst dann aber auch die biologische Seite sehen:
    Ist es biologisch vertretbar sein eigenes Erbgut zu zerstören, indem man sich selbst tötet bevor man es vermehren konnte?


    Biologie und Ethik haben absolut nichts miteinander zu tun. Aber okay:
    90% der Suizide (wenn ich die Zahlen richtig im Kopf haben) sind verbunden zu einer manischen Depression. oder ähnlichem. Da sind genetische Faktoren vorhanden oder zumindest nicht auszuschließen. Ist es ethisch vertretbar, dieses Erbgut an seine Kinder weiterzugeben?

    Ist es ethisch vertretbar anderen Menschen seelisches Leid zuzufügen, um das eigene zu beenden?


    Kommt drauf an von welchem seelischen Leid wir sprechen. Im Beispiel vom Zugfahrer z.B. natürlich nicht. In Fällen von Sanitätern etc. imho ja (die haben sich schließlich ihren Job ausgesucht). In Fällen von Fruenden und Verwandten stellt das eigentlich imho keine Frage dar. Denn welches Recht sollten die sich herausnehmen, ihre eigene heile Welt über die seelische Zufriedenheit des potentiellen Suizidenten zu stellen?


    Jemandem beim Selbstmord zu Helfen ist prinzipiell nix anderes als Sterbehilfe zu leisten, so interpretiere ich diese Aussage von dir einmal.


    Prinzipiell, nur ist Sterbehilfe halt ein weit verbreiteter und voreingenommener Begriff.

    Nun Sterbehilfe (aktiv) ist in Deutschland strikt verboten.


    Hast du dafür ne Quelle?

    Stimmt dieses Beispiel mit deinem Gedankengang in etwa überein merovius?


    Ist ungefähr, was ich meine. Wenn du aber von "Firma" sprichst, stelle ich mir einen Gewinnorientierten Konzern vor, der hat imho einen Interessenkonflikt.


    Aktive Sterbehilfe ist verboten in Deutschland. Schau mal im StGB und im BGB nach. Währe mein erster Anlaufpunkt. Das einzige Land wo aktive Sterbehilfe praktiziert wird und nicht unter Strafe gestellt wird ist meines erachtens nach Holland.

    Ein Artikel der Sterbehilfe gut schildert steht bei Wikipedia genau Hier.

    Aktive Sterbehilfe bedeutet im wesentlichen, daß dem kranken Menschen etwas gegeben wird, was ihn zu Tode bringt, beispielsweise irgend ein Gift, welches von einem Arzt direkt in den Kreislauf eingegeben wird durch Infusion oder ähnlichem.

    Passive Sterbehilfe ist das Unterlassen von Lebenserhaltenden Maßnahmen, beispielsweise abstellen einer Enteralen oder Parenteralen Ernährung. Eine Grauzone bildet eigentlich das "versehntliche" zu Hohe Dosieren eines Beruhigungsmittels oder eines Schmerzmittels.

    Aktive Sterbehilfe wird bei uns in Deutschland wie Mord ausgelegt, da es zur Zeit keine gesetzliche Regelung dazu gibt. Passive Sterbehilfe darf ein Arzt leisten, wenn ein todkranker Patien bei vollem Bewußtsein eine Patientenverfügung geschrieben hat, in der steht, daß er keine Lebensverlängernde Maßnahmen im Falle einer unheilbaren Krankheit (beispiel Krebs im endstadium) wünscht.
  20. maggo-nicole schrieb:
    Wenn jemand dermaßen am Ende ist, dass er das Leben nicht mehr erträgt (...) kann man Ihm das Recht dazu meiner Meinung nach nicht absprechen.


    Genau deshalb kann in der Ethik unseres Kulturkreises keine Richtlinie ausgesprochen werden. Die Selbstbestimmung eines Menschen ist ein sehr kostbares Gut. Eine allgemeine Richtlinie, die sich darüber hinwegsetzen würde, wäre einfach ... falsch.

    maggo-nicole schrieb:
    Wenn jemand dermaßen Sterbenskrank ist, dass er den Suizid nicht mehr selbst durführen kann, aber den Wunsch zu sterben selbst äußert, finde ich es Grausam den Sterbehelfer unter Strafe zu stellen.


    Grundsätzlich gebe ich dir Recht. Das Problem ist, dass Gesetze gemacht werden müssen (denn auch kein Gesetz ist ein praktischer Wegweiser, wo’s lang geht) und man sich in diesem Bereich (Sterbehilfe / Abschalten lebenserhaltender Massnahmen usw.) schwer tut. Ein wenig Willkür ist erkennbar, wenn man die verschiedenen europäischen Länder betrachtet.

    merovius schrieb:
    Eine Regel "Leben wird gegeben, Leben wird genommen" existiert aber eben imho eben nicht.


    Na ja, ich verstehe deine Einwände. Ich meine damit allgemein den natürlichen Prozess des Lebens und des Alterns und des Sterbens. Ganz wertungsfrei.

    merovius schrieb:
    Der höchste Wert, den wir kennen, sollte nicht das Leben, sondern das Glück sein.


    Sagt wer? ;-)
    Nee, Leben ist elementar. Glück ist so was wie ein nettes Accessoire (braucht es nicht unbedingt, wird aber gerne genommen).

    merovius schrieb:
    Aber ich verstehe auch nicht wirklich, wie du dann den Einzelfall legitimieren kannst.


    Es gibt meines Wissens keine ethischen Grundsätze bezüglich des Selbstmordes. Wenn aber ethische Grundsätze fehlen, muss jeder seine Moral selber finden. Wie könnte ich den Einzelfall kritisieren? Jede persönliche Entscheidung diesbezüglich ist „richtig“ oder „falsch“ und es kommt nur auf den persönlichen Standpunkt an. Ich kritisiere lediglich, wenn jemand seinen persönlichen Standpunkt zum Allgemeingut erklären will. Das geht durchaus, aber meines Erachtens nicht bei diesem Thema.
    (Ich gehe dabei von unserer Kultur aus und den diesbezüglichen ethischen Richtlinien. Nicht von einem religiösen Standpunkt)

    maggo-nicole schrieb:
    Bei den Indianern war es so, dass sich die Ältesten eines Dorfes selbst das Leben nahmen.


    Wenn es mit ihrer Ethik vereinbar war, ist das durchaus eine Lösung. Aber in unserer Kultur existieren solche ethischen Richtlinien nicht. Vielmehr sind die Kinder ethisch verpflichtet, ihren Eltern einen würdigen Lebensabend zu ermöglichen. Na ja, inzwischen bröckelt diese Richtlinie auch immer mehr.
  21. Autor dieses Themas

    m******s

    jacquesjanda schrieb:
    Na ja, ich verstehe deine Einwände. Ich meine damit allgemein den natürlichen Prozess des Lebens und des Alterns und des Sterbens. Ganz wertungsfrei.


    Ja, aber ganz wertungsfrei existiert dabei dann kein Unterschied zwischen Mord, Unfall und Suizid. Zumindest gegen diese Spielregel würden dann nämlich alle drei gleichermaßen verstoßen. Und auch bei einigen ("Hausgemachten") Krankheiten könnte man sich da streiten.
    Das macht den Suizid nicht besser, aber ehrlich gesagt, mit der Spielregel. Argumentation lässt sich einfach schwer argumentieren. Wir haben relativ wenig Einfluss darauf, ob wir nun an Altersschwäche sterben, oder anderweitig. Suizid stellt dann den Akt des Sterbens einfach unter die Selbstbestimmung (die du ja selber als kostbar einschätzt).
    Wir haben einfach generell keine Wahl, ob wir nach den Spielregeln spielen, oder nicht. die meisten Menschen wünschen sich, an Altersschwäche eines natürlichen Todes zu sterben, aber man kann sich das eben nicht aussuchen.

    Sagt wer? ;-)


    Ich. Hast du doch gelesen :tongue:

    Nee, Leben ist elementar. Glück ist so was wie ein nettes Accessoire (braucht es nicht unbedingt, wird aber gerne genommen).


    Das ist aber traurig. Leben zum Leben. In dem Augenblick, in dem das Leben das höchste Gut darstellt, verliert es doch seinen Sinn, oder etwa nicht? Denn wenn es einem anderen Zwekc dient, als rein sich selbst, müsste dieser Zwekc doch einem höheren Wert darstellen, als das Leben.
    "Leben um zu leben" ist sicherlich eine Einstellung, aber wenn das die Lösung sein sollte (oder gar axiomatische Vorraussetzung einer Debatte), dann kann ich mir auch gleichn Strick nehmen, denn dann liegt immerhin nur mein Leben in der Waagschale und was sollte es mich (als Individuum) interessieren, was mit dem Leben geschieht? Bin dann tod, dann kann ich Schulterzucken. :wink:

    Es gibt meines Wissens keine ethischen Grundsätze bezüglich des Selbstmordes. Wenn aber ethische Grundsätze fehlen, muss jeder seine Moral selber finden. Wie könnte ich den Einzelfall kritisieren? Jede persönliche Entscheidung diesbezüglich ist „richtig“ oder „falsch“ und es kommt nur auf den persönlichen Standpunkt an. Ich kritisiere lediglich, wenn jemand seinen persönlichen Standpunkt zum Allgemeingut erklären will. Das geht durchaus, aber meines Erachtens nicht bei diesem Thema.


    Wenn du alle Standpunkte gleichberechtigt siehst und sagst, es muss jedem selbst überlassen sein, dann müsstest du doch eigentlich auch die Ansicht vertreten, es muss jedem selbst überlassen sein, ob er Suizid begeht? Denn ein Mensch, der willentlich suizidiert, wird wohl kuam großartige moalische einwände haben. Sein Standpunkt heißt also den Suizid gut und damit steht doch eigentlich nichts gegen sein Suizid?
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